Gerade desorientierte oder sturzgefährdete Personen können sich selbst im Ernstfall nicht mehr helfen oder erkennen eine Gefahr gar nicht erst als solche. Ein dementer Patient verlässt das Haus und ahnt nicht, dass er sich komplett verlaufen wird, und eine gestürzte Person, schafft es nicht mehr, sich aufzurichten und am Telefon den Notruf zu wählen. Für eben solche Situationen gibt es vereinfachte Systeme. Über einen einfachen Knopfdruck kann bereits Hilfe gerufen werden. Mit dem Demenz-Ortungssystem können Sie Ihren Angehörigen stets im Augen behalten und ein mobiler Notruf sorgt dafür, dass Ihr Angehöriger auch unterwegs, jederzeit Hilfe anfordern kann. Wir möchten Ihnen auf der folgenden Seite wichtige Notrufsysteme vorstellen und wie Sie sicherstellen können, dass Ihren Angehörigen im Notfall geholfen wird.
Autor: Prof. Dr. Martin Przewloka
Zuletzt bearbeitet am 15.12.2022 von: Bettina Morich (Redakteurin)
Mit zunehmendem Alter steigt die Sturzgefahr rapide an. Problematisch ist hierbei nicht nur die Verletzungsgefahr durch etwaige Begleiterkrankungen z.B. Osteoporose, sondern auch, dass viele Patienten z.B. mit künstlichen Gelenken sich nicht mehr aufrichten können. Eine Erleichterung bietet hier der allgemeine Notrufknopf. Hierbei wird ein Band um das Handgelenk oder den Hals des Gefährdeten gebunden, welches einen Notrufknopf beinhält.
Der Benutzer kann durch Drücken dieses Knopfes einen Hilferuf tätigen und ist somit nicht auf das Telefon angewiesen. Das System ist mit dem Telefon des Nutzers per Funk verbunden und startet bei der Nutzung sofort einen Notruf. Ein automatischer Anruf wird gestartet, wodurch Name, Adresse und alle weiteren benötigten Informationen des Betroffenen bei einer Notruf-Zentrale angezeigt werden.
Wird ein Notruf ausgelöst, werden außerdem einprogrammierte Telefonnummern in einer festgelegten Reihenfolge gewählt, etwa die von Nachbarn oder Kindern. Über eine Freisprechanlage im Haus des Betroffenen kann mit der gestürzten Person gesprochen werden, die nun den Vorfall und dessen Schwere schildern kann. Mikrofon und Lautsprecher der Freisprechanlage sind in der Regel so angebracht, dass die Kommunikation selbst durch Wände und über größere Entfernungen gelingt. Hierbei kann auch ein zweites Hausnotruf-System verwendet werden, sodass sämtliche Bereiche des Hauses oder der Wohnung abgedeckt sind.
Falls es für die betroffene Person beispielsweise aufgrund von Bewusstlosigkeit nicht möglich ist zu sprechen, wird eine Hilfsperson kontaktiert, um den Betroffenen aufzufinden und diesem zu helfen. Diese Hilfsperson kann ein Familienmitglied oder ein Nachbar sein, aber auch der Rettungsdienst oder ein Notarzt. Das Betreten des Hauses wird durch Hinterlegen des benötigten Schlüssels bei Nachbarn oder beim Hausnotrufbetreiber gesichert.
Eine Alternative zum Knopf können Kontaktmatten oder Fallsensoren sein, hier werden über bestimmte Bewegungen registriert, um mögliche Notfälle zu erkennen.
Andere Systeme können auch außerhalb der eigenen vier Wände zum Einsatz kommen oder im Alter unterstützen, beispielsweise das Ambient Assisted Living (ALL), das mit technischen und automatisierten Systemen dafür sorgt, dass möglichst lange die Selbständig aufrecht erhalten wird.
In der Regel fallen drei verschiedene Kostenarten zur Nutzung eines Hausnotrufsystems an. Zunächst wird eine einmalige Anschlussgebühr im Preisbereich von 10 bis 80 Euro zur Installation des Systems erhoben. Diese Kosten können abhängig vom jeweiligen Anbieter variieren. Zusätzlich wird eine monatliche Grundgebühr erhoben, die in der Standardversion zwischen 20 und 30 Euro beträgt.
Am häufigsten liegen diese Kosten bei 20-30 Euro pro Monat, wobei die Pflegeversicherung den Großteil der Kosten übernimmt. Voraussetzung dafür ist eine anerkannte Pflegebedürftigkeit, also das Vorhandensein eines Pflegegrades. Liegen die Kosten über diesem Betrag, muss der Rest selbst gezahlt werden. Weitere Kosten können pro Hausbesuch anfallen, in der Regel sind die Kosten für Wartung und Reparaturen jedoch bei der monatlichen Grundgebühr mit inbegriffen.
Andere hier vorgestellte Systeme, wie das Ambient Assisted Living (ALL) z.B. können jedoch deutlich höhere Kosten fordern. Die Preisspanne kann hier bei 90 Euro bis hinzu 12.000 Euro liegen. Zudem müssen Sie beachten, dass die Pflegekasse die Kosten für das Ambient Assisted Living - System nicht übernimmt, da es nicht als klassisches Hausnotrufsystem anerkannt wird.
Häufig übernehmen die Pflegekassen die Kosten jedoch nur, wenn die betroffene Person überwiegend allein ist, also etwa nicht, wenn eine 24-Stunden-Kraft im Haus wohnt. Während die Pflegeversicherung die Kosten eines Hausnotrufsystems in der Regel übernimmt, werden die Kosten für Zusatzleistungen, beispielsweise in Form von Fallsensoren oder Kontaktmatten, oft nicht von der Pflegeversicherung bezahlt. Die Kosten für einen Hausnotruf können zudem als haushaltsnahe Dienstleistung von der Steuer abgesetzt werden.
Während das Hausnotrufsystem an die eigene vier Wände gebunden ist, kann der mobile Notruf (Knopf) jederzeit und überall ein Notsignal absenden. Voraussetzung ist hierbei jedoch ein funktionierendes Mobilfunknetz, welches beispielsweise in ländlichen Regionen, nicht grundsätzlich gegeben ist. Dennoch eignet sich dieses System sehr gut für Personen, die sehr mobil sind und sich in ihrer in ihrer Bewegungsfreiheit nicht einschränken lassen wollen.
Wir helfen Ihnen gerne bei der Suche nach einem passenden Anbieter in Ihrer Nähe weiter. Über unsere kostenlose Service-Hotline 0800 / 12 227 30 – können Sie uns kontaktieren. Es entstehen keine Kosten für Sie, da wir über Beiträge von Pflegedienstleistern und Sanitätshäusern finanziert werden.
Bei Bedarf an zusätzlicher Sicherheit können weitere Leistungen hinzugefügt werden. Beispielsweise gibt es sogenannte passive Hilferufmöglichkeiten, bei der der Nutzer täglich einen Knopf drückt, um dem Hausnotrufbetreiber zu signalisieren, dass es ihm gut geht.
Ein Nichtdrücken des Knopfs wird als möglicher Hilferuf interpretiert, woraufhin der Nutzer des passiven Hilferufs angerufen wird. Falls der Nutzer den Hörer nicht abnimmt, wird bei Bedarf in seiner Wohnung nachgesehen. Mittlerweile gibt es auch alternative Auslösemethoden eines Hausnotrufs, beispielsweise in Form von Kontaktmatten. Diese kann vor das Bett oder in eine Tür gelegt werden. Hierbei wird ein Nichtbetreten der Matten als Signal bewertet, dass der Nutzer sich möglicherweise nicht bewegen kann und Hilfe braucht.
Eine weitere Möglichkeit zur Notrufauslösung ist ein Fallsensor. Dieser wird etwa an den Gürtel des Nutzers gebunden und löst einen automatischen Notruf aus sobald ein Sturz registriert wird.
Demenzkranke leiden sehr häufig an Orientierungsproblemen. Sie möchten wie gewohnt zum Einkaufen gehen oder erkennen ihre Pflegeeinrichtung nicht als ihr Zuhause und möchten zu eben diesem aufbrechen. Hierbei helfen Demenz-Ortungssysteme, mithilfe des GPS geben sie den aktuellen Aufenthaltsort einer Person wieder. Der Patient trägt einen Sender am Körper, zum Beispiel um das Handgelenk, und der Angehörige oder Pfleger legt einen Geo-Zaun (virtueller Bereich) fest, indem sich der Patient bewegen darf. Verlässt dieser den entsprechenden Bereich, wird das durch den Sender erkannt und der Angehörige erhält einen Alarm auf seinem Endgerät.
Wichtig ist bei diesem System, die Rechtsgrundlage zu beachten. Das Verfolgen einer Person via GPS gilt als Eingriff in die Persönlichkeitsrechte und darf nur in begründeten Fällen angewendet werden. So zum Beispiel wenn bei der Person, die getrackt werden soll, eine drohende Gesundheitsgefährdung vorliegt. Wenn Sie sichergehen wollen, dass Sie hinsichtlich der Benutzung eines Demenz-Ortungssystems rechtlich abgesichert sind, sollten Sie erst das Amtsgericht befragen, denn die Rechtsauffassung kann je nach Gericht anders ausfallen.
Die Anschaffungskosten eines Demenz-Ortungssystems liegen bei 40 bis 120 Euro plus monatliche Gebühren für die Mobilfunknetzwerkverbindung.
Anders als das alltägliche Smartphone, ist ein Seniorenhandy nur auf das Nötigste reduziert und setzt auf einfache und intuitive Handhabung. Auch hier kann der Nutzer mithilfe einer Notruf-App oder einem Notfallknopf beim Angehörigen oder Rettungsdienst einen Alarm auslösen und so an Hilfe kommen.
Die Anschaffungskosten können hier bei 30 bis sogar 300 Euro liegen, je nachdem, für welches Modell man sich
entscheidet.
Das stetige Fortschreiten von Technologie erleichtert immer mehr den eigenen Haushalt. Per Tablet oder Smartphone lassen sich nun ganz einfach Lichtschalter, Kochplatten, Heizungen und etc. bedienen. Das Ambiente Assisted Living - System (AAL) ist speziell auf hilfsbedürftige Menschen angepasst, die sich die eigene Unabhängigkeit möglichst lange bewahren möchten und dabei Wert auf zusätzliche Sicherheit legen. Welche Funktionen kann ein solches System bieten?
Je nach ausgewähltem AAL-System muss der Kunde tief in die Tasche greifen. Denn so ein System kann zwischen 90 bis zu 12.000 Euro kosten. Abhängig davon, für welchen Anbieter und für welche Funktion man sich entscheidet. Die Pflegekasse übernimmt die Kosten nicht, da das Ambient Assisted Living nicht als Hausnotrufsystem gilt. Des Weiteren verlangt das AAL – System eine gewisse Kenntnis moderner Technik, die den einen oder anderen Senioren überfordern könnte.
Alles auf einem Blick: Notfallknopf.pdf
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Der Hausnotruf ist komplett wasserdicht, sodass mit ihm auch geduscht, gebadet oder geschwommen werden kann.
Ein Hausnotruf ist ein Knopf, der meist als Armband oder Kette am Körper getragen wird. Dieser kann im Notfall, etwa wenn eine pflegebedürftige Person gestürzt ist und das Telefon nicht erreichen kann, betätigt werden. Der Notrufknopf ist über Funk mit der Basisstation verbunden. Diese ist meist mit dem Telefon verknüpft und wählt automatisch die hinterlegte Nummer, also die der Notrufzentrale. Diese ist rund um die Uhr besetzt und nimmt den Anruf entgegen. In der Regel ist eine Freisprechanlage installiert, sodass über mehrere Meter Entfernung und oft sogar durch Wände hindurch miteinander kommuniziert werden kann. Die Notrufzentrale hat bereits wichtige Informationen über die betroffene Person, so etwa zu vorliegenden Krankheiten oder notwendigen Medikamenten. Die Zentrale informiert dann Verwandte, Nachbarn oder den Rettungsdienst.
Ab vorhandenem Pflegegrad werden die Kosten des Hausnotrufes, nach Antragstellung an die Pflege- oder Krankenkasse, in der Regel übernommen.
Neben dem normalen Hausnotruf, der aus einem Funksender sowie einem Basisgerät mit Freisprechanlage besteht, gibt es noch weitere Zusatzleistungen. Dazu zählt etwa das Hinterlegen eines Wohnungs- oder Hausschlüssels durch die Notrufzentrale, sogenannte Kontaktmatten oder Sturzmelder und Fallsensoren.
Wurde der Notrufknopf vor Eintreten der Bewusstlosigkeit betätigt und meldet sich der Betroffene dann im Gespräch mit der Notrufzentrale nicht zurück, wird automatisch Hilfe gerufen.
Ein Demenz-Ortungssystem hilft Ihnen per GPS, Ihren pflegebedürftigen Angehörigen im Auge zu behalten und bei Verschwinden, wiederaufzufinden. Der Angehörige trägt dabei meist einen Tracker, den Sie mit einem Mobiltelefon oder Laptop orten können.
Das Demenz-Ortungssystem kann als Eingriff in die Persönlichkeitsrechte gewertet werden, daher sollten Sie mit dem Amtsgericht vorab abklären, ob die Verwendung eines solchen Ortungssystems der gültigen Rechtsauffassung entspricht.
Ein Ambient Assisted Living - System kann Ihren Angehörigen im Haushalt unterstützen und bei Bedarf auch Hilfe rufen, falls das System einen Sturz oder ein anderweitigen Notfall erkennt. Dabei werden unterschiedliche Systeme intelligent verbunden, um das Leben Ihres Angehörigen so einfach und sicher wie möglich zu gestalten. So kann das System den Herd von alleine ausschalten, sobald es erkennt, dass Ihr Angehöriger das Haus verlassen hat.
Nein, da sie nicht zu den klassischen Notrufsystemen gehören.
Prof. Dr. Martin Przewloka hat im eigenen familiären Umfeld umfangreiche Erfahrungen mit dem Thema Pflege gesammelt und teilt sein Wissen über verschiedene Kanäle mit anderen pflegenden Angehörigen. Durch seinen Universitätsabschluss in Medizinischer Physik (Universität Kaiserslautern) versteht er zudem die gesundheitlichen Hintergründe der unterschiedlichen Erkrankungen und kann sich in die Lage der Pflegebedürftigen hineinversetzen.