Gicht ist seit dem Altertum bekannt. Ihr Name leitet sich von dem althochdeutschen Wort „Gegihte“ ab und bedeutet so viel wie „Gliederlähmung“. Wenn eine Gicht vorliegt, füllen sich Gelenke, Weichteilgewebe und harnableitende Organe mit Harnsäure. Auch als „Krankheit der Könige“ bekannt, ist die Gicht eines der Symptome der heutigen Wohlstandsgesellschaft. Denn längst sind nicht mehr nur Adlige und Mitglieder der Königshäuser von dieser Erkrankung betroffen, sondern ein bis zwei Prozent der deutschen Bevölkerung.
Die Gichtprävalenz, das heißt die Krankheitshäufigkeit, bei den über 65-Jährigen liegt bei sieben Prozent, Tendenz steigend. Die Gicht ist in industrialisierten Ländern eine der häufigsten Stoffwechselkrankheiten. Ähnlich anderer metabolischer Störungen, wie der Typ-2-Diabetes, ist auch die Gicht eine sogenannte Wohlstandserkrankung, die meist aus einem ungesunden Lebensstilresultiert. Dementsprechend kann mit einer Ernährungsumstellung das Auftreten einer Gicht vermieden oder behandelt werden.
Achtung: Dieser Artikel dient lediglich der Information, er ersetzt keinen Arztbesuch und ist nicht zur Diagnose geeignet.
Autor: Prof. Dr. Martin Przewloka
Zuletzt bearbeitet am 30.01.2023 von: Bettina Morich (Redakteurin)
Von einer Gichterkrankung ist dann die Rede, wenn sich Harnsäurekristalle, sogenannte Mononatriumuratkristalle, in den Gelenken ablagern und so zu einer lokalen Entzündungsreaktion führen. Typischerweise treten schmerzhafte Schwellungen und Rötungen an den betroffenen Gelenken auf. Meist ist eine Ausscheidungsstörung der Nieren für Harnsäure die Ursache, die in 98 % der Fälle genetisch bedingt ist. Harnsäure entsteht als Endprodukt des Purinstoffwechsels. Die Purine sind die Bausteine der DNA im Zellkern, daher ist die exzessive Nahrungsmittelaufnahme mitunter einer der Gründe für einen erhöhten Harnsäurewert („Hyperurikämie“).
Solch einen überdurchschnittlich hohen Harnsäurewert haben bereits 20 % der Deutschen. Insbesondere ein zu hoher Fleischkonsum kann dies begünstigen. Des Weiteren bewirkt ein gesteigerter Alkoholkonsum eine Verzögerung der Harnsäureausscheidung der Niere, so dass der Harnsäurewert im Blut weiter steigt, was im weiteren Verlauf zu einer Bildung der Harnsäurekristalle in den peripheren Gelenken führen kann. In Folge dieser ständigen Gelenkentzündungen werden die Gelenkflächen geschädigt. Bei einer fortgeschrittenen Gicht können zudem Ablagerungen in Sehnen und Schleimbeuteln („Gichtknoten“) sowie in den Ohrmuscheln („Gichtperlen“) auftreten. Im weiteren Krankheitsverlauf kann eine Nierenschädigung eintreten. Häufig ist eine Gicht daher der Grund für Nierensteine. Sind die Harnsäureablagerungen sehr stark, so besteht die Gefahr einer Niereninsuffizienz, also einer schweren Nierenfunktionsstörung. Infolge dieser sind Wassereinlagerungen im ganzen Körper möglich, auch als Wassersucht bezeichnet.
Wie ist der Krankheitsverlauf der Gicht?
Die Gicht kann in vier Stadien eingeteilt werden:
Die Gicht gilt als eine der wenigen heilbaren Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. Zwar ist sie häufig genetisch bedingt, wird jedoch durch eine falsche Ernährung begünstigt, so dass die Umstellung dieser schon einen enormen Wandel im Krankheitsverlauf bezwecken kann. Dementsprechend ist die Veränderung des Lebensstils und eine Prüfung vorhandener Bewegungs- und Ernährungsmuster der erste Schritt zur Therapie einer Gicht. Erst bei Nichtansprechen dieser Lebensstilveränderungen sollte eine Medikamentenbehandlung zum Einsatz kommen. In der Praxis bereitet die Umsetzung einer Diät jedoch vielen Erkrankten Schwierigkeiten, weshalb häufig schon früh Arzneimittel in der Therapie angewendet werden
Ernährungsumstellung nach einem Gichtanfall
Seit vielen Jahren ist der Zusammenhang zwischen der Ernährung und der Wahrscheinlichkeit, an Gicht zu erkranken, bekannt. Auffallend in den neueren Untersuchungen ist zudem der starke Zusammenhang von Gicht und Paramatern des metabolischen Syndroms, z. B. Übergewicht und Insulinresistenz. Gichterkrankte leiden um 50 bis 100 % häufiger daran, was die Wahrscheinlichkeit einer Folgeerkrankung wie koronarer Herz- und arterieller Verschlusskrankheiten erhöht.
Insbesondere eine purinreiche Ernährung sowie vermehrter Alkoholkonsum begünstigen einen steigenden Harnsäurewert. Diese beiden Faktoren müssen dementsprechend in der Ernährung reduziert werden. Einen hohen Purinwert weisen vor allem rotes Fleisch, Alkohol und fruktosehaltige Getränke auf.
Je früher adäquat auf die Gicht reagiert wird, desto besser stehen die Chancen, dass der Patient oder die Patientin schmerzhafte chronische Verläufe vermeiden kann. Das Verhalten der erkrankten Person, also die Medikamenteneinnahme oder das Diätregime, sollte dabei mit den mit dem Therapierenden vereinbarten Empfehlungen übereinstimmen.
Man sollte auf (rotes) Fleisch, Alkohol sowie fruktosehaltige Lebensmittel verzichten.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt die Einhaltung von zehn Regeln für eine ausgewogene Ernährung. Dazu gehört unter anderem eine vielfältige Ernährung mit Gemüse und Obst, Vollkornprodukten und Wasser als hauptsächliche Flüssigkeitszufuhr. Tierische Lebensmittel sollten eine Ergänzung, nicht die Grundlage des Speiseplans darstellen. Zudem sollten Zucker und Salz sparsam verwendet werden.
Oftmals ist nur ein einzelnes Gelenke betroffen, beispielsweise der Fuß. In diesem Fall empfiehlt sich das Hochlegen und Kühlen der entsprechenden Stelle sowie der Verzicht auf purinreiche Lebensmittel.
Die Ursache für Gicht ist eine Ausscheidungsstörung der Nieren für Harnsäure. Diese ist in 98 % der Fälle genetisch bedingt, jedoch spielen weitere Faktoren, wie die Bewegungs- und Ernährungsgewohnheiten, eine große Rolle.
Adhärenz bezeichnet das Ausmaß, zu dem das Verhalten einer Person hinsichtlich Medikamenteneinnahme, Diätbefolgung und/oder Lebensstiländerungen mit den vereinbarten Empfehlungen eines medizinischen Behandlers übereinstimmt.
Prof. Dr. Martin Przewloka hat im eigenen familiären Umfeld umfangreiche Erfahrungen mit dem Thema Pflege gesammelt und teilt sein Wissen über verschiedene Kanäle mit anderen pflegenden Angehörigen. Durch seinen Universitätsabschluss in Medizinischer Physik (Universität Kaiserslautern) versteht er zudem die gesundheitlichen Hintergründe der unterschiedlichen Erkrankungen und kann sich in die Lage der Pflegebedürftigen hineinversetzen.