1. Start
  2. Wissen
  3. Kalkschulter
Kalkschulter
Zwei überkreuzte Pflaster bei Beschwerden der Kalkschulter.png

Kalkschulter - Symptome und Behandlung

Schulterschmerzen beim Anziehen, Schmerzen beim Wäsche aufhängen, Schmerzen beim Schlafen – Befinden sich die Schmerzen an der äußeren vorderen Schulter, lautet die Diagnose in vielen Fällen „Kalkschulter“. Sie zeigt sich mit vielen Gesichtern. Für Betroffene ist die Bewältigung des Alltags bereits mit großen Anstrengungen verbunden.

Die Kalkschulter oder im medizinischen Sprachgebrauch auch Tendinosis Calcarea (TendinosisSehnendegenration und Calcareaverkalkte) ist, wie der Name bereits sagt, ein Kalkdepot. Dabei lagern sich Kalziumsalze, Kalk, im Ansatzbereich oder in den Sehnen der Rotatorenmanschette ab. Die Rotatorenmanschette, ein Muskelgeflecht, hält den Oberarmkopf in der Gelenkpfanne. Alle Sehnen können davon betroffen sein. In 90% der Fälle findet sich die Kalkablagerung jedoch in der Supraspinalsehne. Da eine Kalkschulter zu den periartikulären Schultererkrankungen zählt, können auch weitere Bereiche wie Gelenkkapsel, Schleimbeutel und Muskeln betroffen sein. Die genaue Ursache ist nicht bekannt. Vor allem entsteht die Kalkschulter beim Umbau von Sehnengewebe. Eine Minderdurchblutung der Rotatorenmanschette kann ebenfalls eine Ursache sein. Starke Belastungen der Schulter oder frühere Verletzungen scheinen keinen Einfluss auf den Ausbruch der  Krankheit  zu haben.

Jeder Zehnte hat Kalkablagerungen in einer der Sehnen der Schulter. In bis zu 40% der Fälle findet man ein Kalkdepot in beiden Seiten der Schulter. In etwa die Hälfte der Betroffenen hat im Laufe des Lebens deswegen Schulterschmerzen. Am häufigsten tritt die Erkrankung zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr auf. Eine Kalkschulter tritt in 60% der Fälle wahrscheinlicher bei Frauen auf als bei Männern.

Achtung: Dieser Artikel dient lediglich der Information, er ersetzt keinen Arztbesuch und ist nicht zur Diagnose geeignet.

Autor: Prof. Dr. Martin Przewloka

Zuletzt bearbeitet am 31.01.2023 von: Bettina Morich (Redakteurin)

Inhaltsverzeichnis
  • Symptome und Varianten
  • Pflege und Behandlung
  • Besonderheiten
  • FAQ
Symptome und Varianten

Kalkschulter: Schulterschmerzen und weitere Beschwerden

Ein Pflaster

Bei einer verkalkten Schulter treten unterschiedliche Symptome auf, die sich in Schmerzen in der Schulter äußern. Die Beschwerden weichen je nach Stadium der Krankheit, nach Lage und nach Größe des Kalkdepots voneinander ab. Insbesondere zu Beginn der Erkrankung treten keine oder nur leichte Schmerzen auf. Erst im Verlauf haben Patienten mit starken Schmerzen zu kämpfen, die durch Entzündungen entstehen. Es kann zu Schmerzen beim Liegen auf der betroffenen Seite kommen. Dies tritt typischerweise nachts auf. Auch plötzlicher Schulterschmerz in einer Ruheposition sowie Schmerzen, die bei Bewegung stärker werden, deuten auf einen Kalkschulter hin. Weitere Schmerzsymptome sind Belastungsschmerz, Schmerzen nach Überkopfarbeit und in manchen Fällen eine Bewegungsunfähigkeit des Armes, eine sogenannte Pseudoparalyse. In späteren Stadien der Krankheit kann es zu Entzündungen des Schleimbeutels kommen. Massive Schmerzen und Bewegungseinschränkungen sind deutliche Anzeichen hierfür.

Eine Kalkschulter entwickelt sich in verschiedene Stadien. Bei einem typischen Krankheitsverlauf lassen sich vier Phasen voneinander unterscheiden.

Phase 1: Zellumwandlung

In dieser Phase baut sich das Sehnengewebe zu Faserknorpel um. Dabei empfinden Betroffene in der Regel keine Schmerzen. Eine Diagnose per Ultraschall oder Röntgenstrahlen ist noch nicht möglich, da noch nichts sichtbar ist.

Phase 2: Verkalkung

Die zweite Phase ist geprägt von der tatsächlichen Verkalkung. In dem sich der Kalk, das Carbonat-Apatit ablagert und das Knorpelgewebe teilweise abstirbt. Nun empfindet der Erkrankte Schmerzen, beispielsweise beim Heben des Armes. Ab diesem Stadium ist es möglich die Kalkablagerung per Ultraschall oder Röntgenuntersuchung sichtbar zu machen. Die Verkalkung kann sich über mehrere Jahre hinziehen.

Phase 3: Resorption

Kennzeichnend für diese Phase ist die Resorption, also die Auflösung des Kalks vom Körper. Starke Schmerzen begleiten die Auflösung. Kalkherde können sich in den Schleimbeutel des Schulterdachs, der Bursa subacromialis, ausdehnen und so eine Entzündung hervorrufen. Im Röntgenbild ist das Kalkdepot weiterhin sichtbar, verliert jedoch an scharfen Kanten und wirkt zunehmend aufgelockert.

Phase 4: Reparatur

In der vierten und letzten Phase, der Reparatur, löst sich der Kalk auf und ein Umbau zu normalem Sehnengewebe findet statt. Betroffene verspüren teilweise noch Schmerzen. Das Kalkdepot verschwindet zunehmend und ist nicht mehr sichtbar.

Die einzelnen Stadien der Krankheit können mehrfach auftreten, voneinander getrennt auftreten und unterschiedlich lang andauern. Insbesondere wenn mehr als ein Kalkdepot vorliegt, mehren sich die Schmerzen allein schon durch das vergrößerte Volumen. Eine Kalkschulter unterscheidet sich bei jedem Patienten, da der aufgezeigte Zyklus nicht von allen durchlaufen wird. Es besteht die Möglichkeit, dass sie in jedem Stadium ins Stocken gerät.


Pflege und Behandlung

Diagnose und Therarpie von Kalkschulter

Eine Ärtzin mit Zopf

Eine detaillierte Diagnose stellt der Orthopäde mithilfe eines Röntgenbildes oder einer Ultraschalluntersuchung. Da der abgelagerte Kalk im Röntgenbild ähnlich weiß aussieht wie Knochen, ist dies eine geeignete Methode zur Diagnose. Daneben werden bei der Untersuchung die Bewegungsmöglichkeit sowie einzelne Muskeln und Sehnen überprüft. In der akuten Phase erleiden Betroffene teils sehr starke Schmerzen in den Schultern, den Armen oder im Nackenbereich. Zu diesem Zeitpunkt ist es am besten die betroffene Region zu schonen. In der chronischen Phase treten die Schmerzen bei Bewegung des Armes auf.

Die Tendinosis Calcarea ist mit verschiedenen Methoden behandelbar. Zu beachten ist jedoch: Je nach Größe des Kalkdepots, der Schmerzen und der zeitlichen Dauer, wendet der behandelnde Arzt andere Methoden an. Bei den konservativen Behandlungsmethoden besteht die Möglichkeit einer  Schulterorthese. Dabei entlastet man den Arm durch Tragen einer  Bandage  kurzzeitig. Neben Ruhigstellung des Arms können schmerzstillende Medikamente, die Kühlung der betroffenen Stelle oder leichte, lokale Betäubungsmittel die Durchblutung fördern und Schmerzen lindern. Entzündungshemmende Medikamente bremsen ebenfalls die Entzündungsvorgänge im Körper.

Als weitere Behandlungsmethode wird die Stoßwellentherapie eingesetzt. Bereits bekannt aus der Behandlung von Nierensteinen, wird der Kalkherd mit akustischen Wellen beschossen. Dadurch wird der Kalk zwar nicht zerstört, aber die körpereigenen Heilungsprozesse angeregt. Auf vergleichbarere Weise funktioniert das Needling. Mit einer Nadel wird der Kalk zerkleinert und die körpereigenen Fresszellen beschleunigen die Auflösung.

Generell muss immer im Hinterkopf behalten werden, dass eine Kalkschulter durch eine hohe Spontanheilungstendenz gekennzeichnet ist. Aus diesem Grund warten Ärzte mit operativen Eingriffen eher ab. Doch wenn vorherige genannte Methoden nicht anschlagen, die Schmerzen immer wiederkehren oder krankhafte Veränderungen der Schultergelenke vorliegen, ist die Operation ein probates Mittel.

Bei einer Operation wird das Kalkdepot chirurgisch entfernt. Zusätzlich diagnostiziert der Arzt bei dem minimalinvasiven Eingriff eventuelle weitere Schäden wie eine  Arthrose  oder einen Rotatorenmanschettenriss und behandelt sie unmittelbar. Nach der Behandlung ist Ruhe angesagt. Die Schulter muss für eine gewisse Zeit geschont werden.  Krankengymnastik  erhält die nötige  Beweglichkeit. Eine Operation sorgt grundsätzlich für eine umgehende Besserung der Beschwerden.

Hilfsmittelbox Angebot von 1ACare
Besonderheiten

Besonderheiten von Kalkschulter

Ein Gelenk

Eine Besonderheit der Kalkschulter ist der schubhafte Verlauf in mehreren Phasen. So können Betroffene Phasen mit großen Schmerzen haben, aber daneben auch Phasen ohne jegliche Beschwerden oder Einschränkungen. Bei manchen Menschen bricht die Krankheit nur einmal aus, klingt ab und kommt nie wieder. Andere hingegen werden immer wieder von der Kalkschulter befallen. Betroffene die immer wiederkehrende Kalkschultern, inklusive beschwerdefreier Phasen haben, spricht man von einer chronischen Erkrankung. Betroffene können jahrelang ohne Beschwerden durchs Leben gehen, aber auch heftige Schmerzen haben. Aufgrund häufiger Selbstheilung wird mit einem operativen Eingriff in der Regel abgewartet.


FAQ

Häufige Fragen zum Thema Kalkschulter und Therapie

Wann spricht man von einer Kalkschulter?

Eine Kalkschulter ist eine Kalkablagerung im Sehnenbereich der Schulter, zu meist an der Rotatorenmanschette, die zu Entzündungen und schubhaften Schmerzen, sowohl unter Anstrengung als auch in Ruhephasen, führen kann.

Was sind die Symptome einer Kalkschulter?

Die Kalkschulter entwickelt sich in Vier verschiedenen Phasen:

·       Phase 1: Zellumwandlung

·       Phase 2: Verkalkung

·       Phase 3: Resorption

·       Phase 4: Reparatur

Die erste Phase verläuft meist schmerzlos und das Krankheitsbild kann zu diesem Zeitpunkt nicht diagnostiziert werden. Ab der zweiten Phase treten vermehrt Schmerzen und Bewegungseinschränkungen auf, die Phase der Verkalkung kann sich über mehrere Jahre hinziehen und mithilfe von Ultraschall oder Röntgenaufnahmen identifiziert werden.

Wie viele Menschen leiden an einer Kalkschulter?

Jeder Zehnte hat Kalkablagerungen in der Schulter. Die akute Krankheit betrifft jedoch zwei bis drei von hundert Personen. Meist kommt es zu einem Ausbruch zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr und tritt in 60% der Fälle wahrscheinlicher bei Frauen auf als bei Männern.

Wie wird eine Kalkschulter behandelt?

Die Kalkschulter zeichnet sich durch eine 95% Selbstheilungsquote aus und wird in den meisten Fällen lediglich mit Schmerz- und entzündungshemmenden Mitteln behandelt. Die Stoßwellentherapie und das sogenannte Needling, wobei die Kalkablagerungen jeweils mit kleinen Nadeln und Akustischen Wellen zerkleinert werden und der körpereigene Heilungsprozess angeregt wird, finden ebenfalls Anwendung.

In besonders akuten Fällen kann es zu einem minimalinvasiven chirurgischen Eingriff kommen, wobei der Arzt die Kalkablagerung restlos entfernt und weitere Schäden im betroffenen Bereich feststellen kann.

Was sind die Ursachen einer Kalkschulter und kann man diesen vorbeugen?

Die genaue Ursache der Erkrankung ist weitestgehend unbekannt. Starke Belastung oder frühere und akute Verletzungen der betroffenen Region scheinen die Erkrankung nicht zu beeinflussen, wodurch vorbeugende Maßnahmen schwer zu bestimmen sind.


Prof. Dr. Martin Przewloka PortraitProf. Dr. Martin Przewloka
Über den Autor:

Prof. Dr. Martin Przewloka hat im eigenen familiären Umfeld umfangreiche Erfahrungen mit dem Thema Pflege gesammelt und teilt sein Wissen über verschiedene Kanäle mit anderen pflegenden Angehörigen. Durch seinen Universitätsabschluss in Medizinischer Physik (Universität Kaiserslautern) versteht er zudem die gesundheitlichen Hintergründe der unterschiedlichen Erkrankungen und kann sich in die Lage der Pflegebedürftigen hineinversetzen.

Auch interessant
Wissen: sympthome-schluckstoerungen.png

Schluckstörung

Eine Schluckstörung (Dysphagie) ist die Beeinträchtigung der Funktionen der beim Schluckakt beteiligten Strukturen.

Wissen: Lungenflügel

Lungenembolie

Unter einer Lungenembolie versteht man den Verschluss einer Lungenaterie, der in den meisten Fällen durch ein Blutgerinnsel ausgelöst wird.

Wissen: Ohr mit Hörgerät

Schwerhörigkeit

Die Schwerhörigkeit (Hypakusis) wird als Einschränkung des Hörvermögens definiert und in unterschiedliche Stadien unterteilt.