Die Digitalisierung hat das Leben in Deutschland in vielen Bereichen komplett verändert. Während vor wenigen Jahrzehnten Online-Shopping, Smartphones und GPS-Navigationssysteme der Welt komplett unbekannt waren, sind sie heute für Millionen von Menschen ein Teil des täglichen Lebens. Diese Entwicklung ist jedoch bei weitem nicht vollendet, sondern wird unter anderem mit künstlicher Intelligenz und der Nutzung von Robotern weitergeführt. Während die Pflegebranche in vielen Bereichen noch nicht digitalisiert ist, könnten Pflegeroboter in Zukunft hier grundlegende Veränderungen bewirken.
Autor: Prof. Dr. Martin Przewloka
Zuletzt bearbeitet am 2.02.2023 von: Bettina Morich (Redakteurin)
Es wird häufig betont, dass Pflegeroboter keine professionelle und menschliche Pflegekraft gleichwertig ersetzen können. Allerdings können sie viele Aufgaben von Menschen übernehmen und somit für Entlastung der Pflegekräfte sorgen. Beispiele hierfür sind unter anderem das Servieren von Getränken, die Verabreichung von Medikamenten, die Erledigung bürokratischer Arbeiten und das Sprechen mit Patienten. Größere Roboter können außerdem genutzt werden, um Gegenstände zu transportieren und Patienten aus dem Bett zu heben.
Pflegeroboter besitzen sogar einige Vorteile gegenüber Menschen. Beispielsweise ermüden sie nicht, soweit sie mit Energie versorgt sind, und verlieren bei Monotonie in der Arbeit nicht an Produktivität. Daher werden Roboter oft als besonders zuverlässig betrachtet und sind besonders für lästige Routinetätigkeiten nützlich. Ein weiterer Vorteil ist speziell in der Anwendung bei dementen Patienten zu finden. Denn die Hirnaktivität von Demenzkranken nimmt nachweislich zu, wenn sie mit Pflegerobotern interagieren. Außerdem wird häufig beobachtet, dass demente Patienten mit Pflegerobotern offener sprechen als mit tatsächlichen Menschen, was die psychische Gesundheit des Dementen verbessert.
Trotz dieser Vorteile von Robotern ist eine Besetzung von Arbeitsplätzen und eine darauffolgende Arbeitslosigkeit ausgebildeter Menschen zumindest in der Pflege eher nicht zu befürchten. Denn aufgrund der alternden Gesellschaft gibt es immer mehr Pflegebedürftige, während der Job als Pflegekraft immer weniger von jüngeren Personen gewählt wird. Dies führt zu einer derzeitigen Überbelastung und einem Mangel an Pflegekräften, dem mit Pflegerobotern zumindest teilweise entgegengewirkt werden kann. Somit werden Pflegeroboter häufig als Möglichkeit betrachtet, um weitere Arbeitskräfte in den Pflegebereich zu locken. Außerdem sind Pflegeroboter wie bereits erwähnt nicht dazu in der Lage, Menschen komplett als Pflegekräfte zu ersetzen. Somit werden Pflegekräfte nicht ihre Arbeitsplätze verlieren.
Allerdings gibt es einige Kritikpunkte und Fragen zu Pflegerobotern, deren Antworten noch eher unklar sind. Diese beginnen bereits bei den Preisen, die selten 5000€ unterschreiten und teilweise im 6-stelligen Bereich liegen. Daher werden sie fast ausschließlich an Unternehmen verkauft, während sie für Privatpersonen meist zu teuer sind. Darüber hinaus wird eine Privatperson nicht ausschließlich von einem Roboter gepflegt werden können, er lohnt sich maximal als Unterstützung für pflegende Angehörige. Pflegeroboter sind auch keine Anerkannten Hilfsmittel, was bedeutet, die Kasse wird sie nicht bezahlen.
Außerdem sind Pflegeroboter noch nicht technologisch perfekt und können unter Umständen schwerwiegende Fehler begehen. Diese sind zwar eher seltener als bei menschlichen Pflegekräften, können aber durchaus geschehen. Hier ist noch nicht geregelt, wer bei Behandlungsfehlern durch die Maschinen zu haften hat.
Weitere Fragen kommen bezüglich des Datenschutzes auf. Pflegeroboter arbeiten mit Gesichts- und Spracherkennung, was normalerweise ohne Einverständnis der betroffenen Personen nicht möglich ist. Die Roboter würden allerdings in der Pflege in einem Bereich eingesetzt, in dem häufig mit dementen Patienten interagiert wird. Hierbei stellt sich die Frage: Inwieweit kann man sich von dementen Menschen Einverständnis holen?
Zusätzlich sind Menschen häufig gegenüber humanoiden Robotern misstrauisch. Nähe zum Patienten und Emotionen des Roboters werden in den Augen vieler Patienten lediglich vorgetäuscht. Somit wird es möglicherweise noch mehrere Jahrzehnte dauern, bis Pflegeroboter von der Gesellschaft akzeptiert werden.
Den möglichen Tätigkeiten von Pflegerobotern sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Je nachdem wie und für welche Zwecke der Roboter gebaut wurde, kann ein Pflegeroboter häufig ähnliche Aufgaben erledigen, die sonst ein Mensch erledigen müsste. Einige Beispiele hierfür sind das Servieren von Getränken, das Verabreichen von Medikamenten, der Transport von Menschen oder Gegenständen, die Erledigung bürokratischer Arbeiten und das Sprechen mit Patienten.
Es gibt einige Fragen, die bei der Nutzung von Pflegerobotern schnell aufkommen. Beispielsweise ist unklar, wer bei Behandlungsfehlern der Maschine haftet. Fehler sind bei Robotern zwar eher seltener als bei Menschen, können aber durchaus geschehen. Außerdem ist unklar, wie der Datenschutz bei Pflegerobotern geregelt sein sollte. Denn die Roboter arbeiten mit Gesichts- und Spracherkennung. Und das in einem Bereich, in dem die Menschen häufig aufgrund von Demenz oder anderen Erkrankungen oder Behinderungen nicht die notwendige Geschäftsfähigkeit besitzen. Letztlich gibt es noch einige Bedenken, die vor einem flächendeckenden Einsatz von Robotern im Pflegebereich aus dem Weg geräumt werden müssen.
Leider wird der Beruf als Pflegekraft immer weniger von jungen Personen gewählt, während die Zahl an Menschen, die Pflege benötigen, stetig steigt. Somit gibt es auch mit der Nutzung von Pflegerobotern eher einen Mangel an Pflegekräften, sodass es im Pflegebereich keine Probleme gibt Arbeitsplätze zu finden. Pflegeroboter sind zumindest momentan lediglich als Hilfe zur Pflege, und nicht als Ersatz einer Pflegekraft geeignet.
Die exakten Kosten sind von Roboter zu Roboter unterschiedlich, liegen jedoch häufig im 5- bis 6-stelligen Bereich. Günstigere Maschinen sind ab einem Preis von 5000€ zu erwerben. Pflegeroboter sind bei diesen Preisen für die meisten Privatpersonen unerschwinglich und werden eher von Unternehmen benutzt.
Prof. Dr. Martin Przewloka hat im eigenen familiären Umfeld umfangreiche Erfahrungen mit dem Thema Pflege gesammelt und teilt sein Wissen über verschiedene Kanäle mit anderen pflegenden Angehörigen. Durch seinen Universitätsabschluss in Medizinischer Physik (Universität Kaiserslautern) versteht er zudem die gesundheitlichen Hintergründe der unterschiedlichen Erkrankungen und kann sich in die Lage der Pflegebedürftigen hineinversetzen.