Einen Angehörigen im eigenen Heim zu pflegen ist oft mit vielen Unsicherheiten verbunden, die Wenigsten sind beruflich als Pfleger oder Krankenschwester tätig. Meist weiß man anfangs noch nicht, wie man seinen Angehörigen richtig bettet oder welche Leistungen einem nach der Pflegegradeinteilung zustehen. Doch auch Pflegeanfänger haben die Möglichkeit gewappnet zu sein, wenn ein plötzlicher Pflegefall eintritt: Sie können an einem Pflegekurs teilnehmen. Um die häusliche Pflege in Deutschland zu stärken, wurde der gesetzliche Anspruch eingeräumt, an einer Schulung teilzunehmen, welche dann über die Pflegekasse abgerechnet wird.
Kursteilnehmer lernen wichtige Kniffe und Handgriffe, um für den Alltag als pflegender Angehöriger vorbereitet zu sein. Rechtliche Hintergründe oder Tipps, an welchen Stellen man Leistungen beantragen kann, sowie die Achtsamkeit für das eigene Wohlbefinden als Pflegender, sind Themen, die in den Kursen und Schulungen behandelt werden. Hauptsächlich richten sich die Kurse an pflegende Angehörige, aber auch Interessierte oder ehrenamtlich in der Pflege tätige Menschen werden angesprochen. Ausgerichtet werden die Kurse von Krankenkassen, Verbänden der freien Wohlfahrtspflege, Volkshochschulen oder Bildungsvereinen. So kann ein gewisser allgemeingültiger Pflegestandard beibehalten werden.
Autor: Prof. Dr. Martin Przewloka
Zuletzt bearbeitet am 2.02.2023 von: Bettina Morich (Redakteurin)
Die Kurse und Schulungen richten sich an pflegende Angehörige, die gerade die Pflege eines Familienmitglieds übernommen haben, beispielsweise weil der Angehörige einen Schlaganfall hatte. Auch Angehörige, die sich bereits seit längerem um ein pflegebedürftiges Familienmitglied kümmern, können noch neue Handgriffe lernen oder sich mit den anderen Teilnehmern austauschen. Ehrenamtliche Mitarbeiter im Pflegebereich und andere Interessierte werden in die Zielgruppe mit eingefasst. Auch sie können lernen, die pflegerischen Tätigkeiten routinierter und flotter zu erledigen und die Qualität der Pflege auf die Anforderungen des Pflegebedürftigen anzupassen.
Unterteilen lassen sich die Kurse in drei Varianten:
Den Pflegekursen vor Ort, den Online-Pflegekursen und den individuellen Schulungen in der eigenen Häuslichkeit. Allen ist gemein, dass sie eine praktische Anleitung für die Pflege liefern sowie den Teilnehmern beratend und unterstützend zur Seite stehen. Die Kurse bieten ebenfalls Hilfestellungen für pflegende Angehörige an, die mit den psychischen Belastungen fertig werden müssen.
Die Pflegekurse vor Ort finden Gruppen statt, oft in den Räumlichkeiten des veranstaltenden Dienstleisters. Die Teilnehmerzahl ist meist begrenzt, jedoch sind die Kurse, unabhängig von der zugehörigen Pflege- oder Krankenkasse, kostenlos, so dass man sich ein passendes Angebot suchen kann. Es besteht die Möglichkeit, den Kurs zu wiederholen oder einen anderen zu belegen. Eine Teilnahmepflicht gibt es nicht. Ein wichtiger Vorteil der Pflegekurse ist der persönliche Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Teilnehmern und die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen.
Online-Kurse bieten im Gegensatz zu Kursen vor Ort einen entscheidenden Vorteil: Sie sind ortsunabhängig. So kann man auch auf einer längeren Zugfahrt bequem eine Kurseinheit absolvieren. Zudem sind Online-Kurse zeitunabhängig, dadurch sind keine festen Termine vorgeschrieben und wenn etwas dazwischenkommt, kann man die Kurseinheit einfach verschieben. Komplexe Inhalte werden auch über Erklärvideos anschaulich dargestellt, so kann man bei einer bestimmten Anwendung Schritt für Schritt alles nachvollziehen. Ein eindeutiger Nachteil von Online-Kursen ist die Tatsache, dass man nicht mal für ein paar Stunden das Haus verlassen, soziale Kontakte knüpfen und sich austauschen kann.
Auf Wunsch werden individuelle Schulungen auch im eigenen Heim durchgeführt, auch individuelle Schulungen in der Häuslichkeit genannt. Die Möglichkeit hierzu besteht sobald ein Pflegegrad vorliegt. Auch dieses Angebot ist für pflegende Angehörige kostenfrei. Jede pflegebedürftige Person hat ihre eigenen Bedürfnisse. Die professionelle Pflegekraft, welche bei individuellen Schulungen zu einem nach Hause kommt, bespricht mit den Angehörigen und der pflegebedürftigen Person gezielt die eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Der Vorteil, dass die Schulung im eigenen Heim durchgeführt wird, tritt besonders zu Tage, wenn der Umgang mit den eigenen Pflegehilfsmitteln, wie einem Pflegebett, am Ort des tatsächlichen Einsatzes geübt werden kann.
Rechtlich sind die Pflegekassen verpflichtet kostenlose Pflegkurse und Schulungen für Angehörige, Ehrenamtliche und Interessierte anzubieten. Die entsprechende Regelung findet sich im SGB XI §45 „Pflegekurse für Angehörige und ehrenamtliche Pflegepersonen“ (Quelle). Das hat auch finanzielle Gründe, da die häusliche Pflege durch Angehörige kostengünstiger ist als eine Unterbringung im Pflegeheim. Den Pflegekassen ist jedoch freigestellt, ob sie die Kurse selbst durchführen oder einen Drittanbieter beauftragen. Die Kooperationspartner sind professionelle Anbieter, welche bereits jahrelang praktisch in der Pflege tätig sind, wie Pflegedienste, Wohlfahrtsverbände oder Volkshochschulen. Damit die Inhalte und die Durchführung der Kurse einheitlich sind, gibt es entsprechende Rahmenverträge auf Landesebene. Die Pflegekassen halten Listen mit Kooperationspartnern bereit, es besteht jedoch kein Zwang einen dieser Kurse zu wählen. Man kann sich auch direkt für einen gewünschten Kurs anmelden, im Vorfeld muss kein Antrag bei der Pflegekasse gestellt werden.
Wenn Sie Hilfe bei der Suche nach einem passenden Betreuer suchen, stehen wir Ihnen zur Seite und unterstützen Sie gerne über unsere kostenlose Service-Hotline unter 0800 122 273 0. Es entstehen keine Kosten für Sie, da wir über Beiträge von Pflegedienstleistern und Sanitätshäusern finanziert werden.
Generell ist die Teilnahme an einem Pflegekurs oder einer Schulung kostenlos, ein Eigenanteil ist nicht zu erbringen. Teilweise erhalten Teilnehmer am Ende des Kurses ein Zertifikat. Es gibt jedoch auch Anbieter, die kostenpflichtige Kurse anbieten. An dieser Stelle sollte im Vorfeld Rücksprache mit der Pflegekasse gehalten werden, ob die Kosten übernommen werden oder ein Eigenanteil zu zahlen ist. In allen Kursen sind die vier Aspekte praktische Pflege, Recht und Soziales, Hygiene und Selbstpflege zentrale Themen.
Pflegekurse und Schulungen werden nicht nur zu den Basis-Themen angeboten. Auch spezielle Themen, die über grundlegende Pflegehandgriffe hinausgehen, werden in Kursen angeboten. Beispielsweise gibt es Kurse, die sich speziell an Personen richten, die Menschen mit demenzieller Erkrankung pflegen oder Kurse für Angehörige von Schlaganfallpatienten. Außerdem gibt es Kurse für sterbende, pflegebedürftige Angehörige. In diesem Fall stehen vor allem die palliative Pflege und die Auseinandersetzung mit dem nahenden Tod im Vordergrund. Bei thematisch speziellen Kursen ist der Erfahrungsaustausch eine wichtige Komponente, die nicht zu unterschätzen ist.
Wichtig ist, dass ein Pflegekurs nicht mit dem Beratungseinsatz verwechselt wird. Die Teilnahme an einem Pflegekurs ist freiwillig, im Gegensatz dazu ist ein Beratungseinsatz jedoch verpflichtend, wenn die Pflege ausschließlich von privaten Personen durchgeführt wird und kein Pflegedienst beteiligt ist. Der Beratungseinsatz muss von dem pflegenden Angehörigen selbst bei einem zugelassenen Pflegedienst angefordert werden. Wie häufig die Beratungseinsätze durchgeführt werden, hängt von dem zugeteilten Pflegegrad ab.
Pflegekurse und Schulungen sind Kurse, bei denen praktische Hilfestellungen für die häusliche Pflege vermittelt werden. Dabei werden die Kurse in drei Varianten angeboten, aus denen man einen passenden Kurs wählen kann. Es handelt sich dabei um Pflegekurse vor Ort (Kurse, die in Gruppen in den Räumlichkeiten des anbietenden Dienstleisters durchgeführt werden), Online-Pflegekurse (Kurse, an denen online zeit- und ortsunabhängig individuell teilgenommen werden kann) sowie individuelle Schulungen in der Häuslichkeit (individuelle Schulungen vor Ort im eigenen Haus).
Ja, pflegende Angehörige, ehrenamtlich tätige Menschen in der Pflege sowie Interessierte haben einen gesetzlichen Anspruch auf einen Pflegekurs oder eine Schulung. Für individuelle Schulungen muss jedoch ein Pflegegrad vorliegen.
Nein, generell müssen die Kurse und Schulungen für Teilnehmer kostenfrei angeboten werden. Die Kosten werden dann von der Pflegekasse übernommen. Es gibt jedoch auch Anbieter, die kostenpflichtige Kurse anbieten. In diesem Fall sollte man im Vorfeld Rücksprache mit der eigenen Pflegekasse halten, ob die Kosten übernommen werden oder ein Eigenanteil anfällt.
Die Pflegekassen halten Listen mit Kooperationspartnern bereit. Auf Anfrage können aus dieser Liste passende Kurse ausgewählt werden. Auch Krankenkassen, Krankenhäuser, Verbände der freien Wohlfahrtspflege, Volkshochschulen oder Bildungsvereine bieten Pflegekurse zu verschiedenen Themen mit unterschiedlichen Schwerpunkten an. Aus diesem Angebot können Sie sich ebenfalls einen passenden Kurs aussuchen.
Es gibt vier Grundaspekte, die in den Kursen abgedeckt werden. Dabei handelt es sich um praktische Pflegehandgriffe, Hygiene, Recht und Soziales sowie die Selbstpflege des pflegenden Angehörigen. Zudem gibt es Kurse zu speziellen Themen, die beispielsweise besonders auf demenzielle Erkrankungen oder Schlaganfallpatienten eingehen.
Der größte Unterschied besteht darin, dass die Teilnahme an einem Pflegekurs auf freiwilliger Basis geschieht. Ein persönliches Beratungsgespräch ist verpflichtend für pflegende Angehörige, die die Pflege allein übernommen haben und muss auch von diesen bei einem zugelassenen Pflegedienst angefordert werden. Die Häufigkeit der Beratungseinsätze ist vom zugeteilten Pflegegrad abhängig.
Prof. Dr. Martin Przewloka hat im eigenen familiären Umfeld umfangreiche Erfahrungen mit dem Thema Pflege gesammelt und teilt sein Wissen über verschiedene Kanäle mit anderen pflegenden Angehörigen. Durch seinen Universitätsabschluss in Medizinischer Physik (Universität Kaiserslautern) versteht er zudem die gesundheitlichen Hintergründe der unterschiedlichen Erkrankungen und kann sich in die Lage der Pflegebedürftigen hineinversetzen.